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Pressemitteilung

Presseerklärung zur Evaluation der AVV-Tarifreform der ÖDP Augsburg sowie der Landkreise Aichach-Friedberg und Augsburg

Dass die nun abgeschlossene Evaluation 3 Jahre nach der durchgeführten AVV-Tarifreform als Erfolg gesehen wird, kann die ÖDP nicht teilen. In Bezug auf die beschlossenen Klimaziele der Stadt Augsburg, muss die Evaluation samt der Tarifreform als totaler Reinfall gewertet werden, so Christian Pettinger, ÖDP-Stadtrat in Augsburg. Laut den vorgelegten Ergebnissen sind mindestens 36.000 NutzerInnen des ÖPNV von den GelegenheitskundInnen in die Gruppe der NichtkundInnen abgewandert.

Fotos: ÖDP Augsburg-Stadt

Der Fahrkartenverkauf im Bartarif hat im Stadtgebiet Augsburg um 49 % abgenommen, im ländlichen Raum dafür um 52 % zugenommen. Am Land ist die Zahl der Zeitkarten um 27% zurückgegangen, in der Stadt hat er 10 % zugelegt. Bei der Bewertung der Abos im städtischen Bereich dürfte der Anteil der Senioren deutlich überbewertet worden sein, da diese von einem Senioren-Abo zu einem 9 Uhr- Sparabo gezwungen worden, so Michael Leimböck, Mobilitäts und Verkehrspolitischer Sprecher der ÖDP in Augsburg.

Die Einführung der kostenfreien City-Zone ist aus unserer Sicht nur ein PR-Gag. Wahrscheinlich war dieser mit großem Presserummel angekündigte Geniestreich ein Rohrkrepierer, so Christian Pettinger. Deshalb wurde sie in der Evaluierung wahrscheinlich nicht bewertet bzw. berücksichtigt.

Die vorgelegte Evaluierung zeigt nochmal deutlich, dass hier mit einem völlig falschen Ansatz an die Sache herangegangen wurde, so Pettinger. Es wurde nur höchster Wert auf die Einnahmen der beteiligten Verkehrsunternehmen geachtet. Die Frage, welchen Nutzen die KundInnen von der Tarifumgestaltung haben, stand absolut im Hintergrund.

Die Zusammenlegung der Tarifzonen 10 und 20 und die damit verbundene eklatante Erhöhung des Fahrpreises für Nicht-Abo-Besitzer hat hier bei der Abwanderung von Fahrgästen deutlich mitgewirkt. Wenn man z.B. die Preise für Kinderkarten betrachtet (6-14 Jahre), so kostet in München ein Ticket generell für den ganzen Raum 1,60 Euro. Bei 3,20 Euro hat das Kind eine Tageskarte. Im AVV kann das Kind nur mit einem Elternteil die Tageskarte nutzen. Das macht dann 14,50 Euro für den Gesamtraum. Dafür sind dann auch 4 Kinder frei. Es bräuchte eine wesentliche Vereinfachung des Tarifsystems. Als Beispiel wäre möglich, Hin und Rückfahrt, egal ob als Kind oder Erwachser ergibt eine Tageskarte, so Leimböck.

Der Verband deutscher Verkehrsbetriebe hat als Folge der Coronapandemie das Wegbleiben der Gelegenheitsfahrenden erwähnt und festgestellt, dass hier massive Einnahmen weggebrochen sind. Das hätte man nun in Augsburg sogar ohne Corona geschafft.

Städte wie Gersthofen, Neusäß, Stadtbergen und Friedberg wurden in die zusammengelegten Zonen 10/20 gelegt, aber werden völlig anders behandelt wie das Stadtgebiet Augsburg. Innerhalb dieser genannten Städte kann man günstig für den Preis einer Zone sogar in die Zone 30 fahren. Das entspricht nicht mehr dem Grundsatz eines einheitlichen Tarifes in der Region. Warum aber die Stadt Königsbrunn nicht in den 10/20 Bereich gelegt wurde, ist nicht zu verstehen. Königsbrunner Bürger haben hier Beispielsweise gegenüber Gersthofener Bürger deutliche Nachteile.

Der ländliche Raum wird generell benachteiligt. Die Stadt hat einen außerhalb von Coronazeiten meist dichten Takt und ein gutes Netz. Im ländlichen Bereich dagegen findet in vielen Gebieten wenig ÖPNV statt. An den Abenden und Wochenenden findet teilweise gar kein ÖPNV statt. Dazu kommt, dass das AVV-Angebot auf dem flachen Land teilweise zur Schülerbeförderung verkommen ist, so Berta Arzberger, Kreisrätin und Fraktionsvorsitzende der ÖDP im Landkreis Aichach-Friedberg. Sie sagt, die Tarifreform hat aus Sicht der Landbevölkerung ihr Ziel völlig verfehlt. Denn sie ist im Vergleich zur Nutzung des eigenen PKW schlichtweg zu teuer und das Linienangebot in vielen Regionen zu dürftig. Eine Mobilitätswende kann auf diese Weise niemals gelingen. Durch die Herausforderung durch Corona, die in der Evaluierung überhaupt keinen Eingang findet, ist diese Tarifreform bereits überholt. Eine Neuausrichtung der Tarifstruktur ist zwingend angesagt.

Ein Armutszeugnis stellt in den Augen von Stadtrat Pettinger auch die Tatsache dar, das der AVV bei den Fahrten je Einwohner im Vergleich mit anderen Deutschen Verkehrsverbünden weit unter dem Durchschnitt liegt. Das deutet zwingend auf einen Handlungsbedarf für die Zukunft hin.

Die Frage ist nun wirklich, wo wollen wir eigentlich hin? Wollen wir dem Klimawandel entgegenwirken, mit guten Angeboten und das mit Tarifen, die sich auch jeder leisten kann und die Anreize schaffen, vom PKW auf den ÖPNV umzusteigen, so Leimböck? Öffentlicher Nahverkehr ist auch eine soziale Sache und es soll auch jeder sich ihn leisten können. Wenn weiterhin nur den Zielvorgaben der Verkehrsunternehmen und dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit nachgegangen wird, werden wir niemals eine Verkehrswende bekommen. Ein 365 Euro-Ticket für alle könnte eine gute und einfache Lösung sein. Hier ist es völlig zu verstehen, dass sich eine Kommune oder ein Landkreis das niemals alleine leisten kann. Die ÖDP fordert hier alle politisch Verantwortlichen auf, Druck beim Freistaat, beim Bund und sogar auf europäischer Ebene für Gelder zu machen und gemeinsam an Konzepten zu arbeiten.

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